safety job

Arbeitssicherheit persönlich

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Reflexion über die praktischen Konsequenzen eines radikalen Entwurfs

Arbeitssicherheit ist ein lästiges Thema. Denn anders als bei den meisten Themen liegt der Erfolg gerade darin, dass nichts passiert – während es für die meisten Menschen doch gerade motivierend ist, am Ende des Tages auf das schauen zu können, was man erreicht hat. Hinzu kommt, dass die meisten Menschen, die z.B. in der Gas- und Ölförderung arbeiten, ziemlich genau wissen, wie man sicher arbeitet, und auch schon zahlreiche Sicherheitstrainings hinter sich haben.

 

Kann man da noch etwas grundlegend neu machen?

Man kann.

 

„Wie könnten Workshops für Führungskräfte in der Gas- und Ölförderung aussehen, die nicht noch mehr vom selben sind? Wie können wir einen wirklich neuen Ansatz finden, um etwas zu verändern?“, waren die Fragen, die uns gestellt wurden.

 

Zusammen mit dem Auftraggeber formulierten wir folgende Ausgangspunkte – mit dem Ziel, durch ihre Radikalität auch zu wirklich neuen Ideen zu kommen:

  • Es geht letztendlich um das sicherheitsfördernde, persönliche Handeln der Teilnehmer. Erkenntnisse, Modelle, Einsichten sind kein Ziel, sondern Mittel zum Zweck der Handlungsänderung.
  • Menschen ändern ihr Handeln durch persönliche Erkenntnisse. Nicht, weil sie durch einen Sicherheitsbeauftragten informiert werden.
  • 100% Sicherheit gibt es nicht. Es gibt immer nur mehr oder weniger risikovolles Handeln. Wir fokussieren auf das Abwägen von Risiko.
  • Wer 100% Sicherheit einfordert („Wir arbeiten sicher, oder wir arbeiten nicht“), wird schlussendlich nicht ernst genommen. Und nur wer ernst genommen wird, hat eine Chance, wirklichen Einfluss zu haben.
  • Regeln schaffen Deutlichkeit und Richtung. Sie haben aber oft unterschätzte Nebenwirkungen: Sie fordern erstens dazu auf, nur die Regel zu befolgen und nicht mehr selber zu denken. Außerdem stellen sie eine von Normen und Bestrafung geprägte Beziehung her - zwischen denen, die die Arbeit tun, und denen, die auf die Einhaltung der Regeln achten.
  • Wer möchte, dass andere aus Eigenverantwortung und Einsicht risikoärmer arbeiten, der braucht Strategien jenseits der Bestrafung bei Regelverstößen. Diese Strategien lassen sich nur durch tatsächliches Tun erlernen.

 

Aus diesen Gedanken entstand ein 24h-Stunden Workshop-Konzept mit für die Beteiligten völlig neuen Elementen:

  1. Eine Gegenüberstellung der persönlichen Überzeugungen und des persönlichen Handelns in punkto Sicherheit – inwieweit handele ich so, wie ich sage zu denken?
  2. Arbeit mit einem Seminarschauspieler, der sehr realitätsnah eigene Mitarbeiter oder Kollegen spielte. Mitarbeiter, die man so auf risikovolles Verhalten hinweisen wollte, dass sie zum Nachdenken und eigenen Erkenntnissen angeregt werden.
  3. Spielerische Konfrontation mit „Denktäuschungen“. Mit kognitiven Fehlleistungen, die uns dazu verführen, Risikos verkehrt einzuschätzen.
  4. Reflexion über das eigene Verständnis als Führungskraft – und inwiefern man sicheres Handeln und Denken aus dem eigenen Führungsverständnis heraus fördert oder aus blinder Pflichterfüllung.

 

Was haben wir nach drei Durchführungen gelernt? Was sind die spannenden nächsten Fragen?

Wenn Teilnehmer gewohnt sind, Regeln vermittelt zu bekommen und diese zu befolgen: Wie kann man eine Lernkultur entwickeln, in der Teilnehmer sich nicht als passive Empfänger des Systems sehen, sondern als deren Mitgestalter?

 

Wie weicht man soziale Erwünschtheit so auf, dass die tatsächlichen Themen besprechbar werden – nicht nur im Workshop, sondern auch im Arbeitsalltag?

 

Wie könnte man die Risikoperspektive auch in die Kennzahlen eines Unternehmens einführen, anstelle des Zählens der Unfälle? Denn entscheidend ist, wie viel Risiko man sich im Alltag aussetzt; wie viele Unfälle tatsächlich passieren, hat zu einem großen Teil mit Zufall zu tun.

 

 

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