Ein multinationales, petrochemisches und gasproduzierendes Unternehmen hatte Anlass zur Sorge, als es in der Zusammenarbeit mit einer großen Anzahl von Auftragnehmern einen starken Unterschied feststellte, was die Sicherheit von Arbeitsbedingungen auf Baustellen betraf. Aufgabe der Auftragnehmer war es, Schäden zu beheben, die durch die Gasförderaktivitäten des Petrochemiekonzerns in einem bestimmten Gebiet verursacht wurden. Und das Unternehmen fühlte sich mitverantwortlich dafür, dass dies sicher, ohne Unfälle und Verletzungen passierte. Sie wollten die Auftragnehmer dabei unterstützen, ein stärkeres Sicherheitsbewusstsein zu schaffen und Sicherheitspraktiken einzuführen.
Vorgehensweise
Die Unterschiede zwischen lokalen Auftragnehmern und dem petrochemischen Konzern in Bezug auf Bausicherheit waren so groß, dass wir uns entschieden, nicht von diesem Unternehmen aus zu arbeiten, sondern eine unabhängige Stiftung zu gründen, die wir als neutrale Plattform nutzen konnten.
Es zeigte sich schnell, dass Sicherheitsmaßnahmen aus der petrochemischen Industrie nicht mit dem organisatorischen Kontext des Auftragnehmers übereinstimmten. In großen Industrieanlagen sind Projektpläne und Risikoanalysen an der Tagesordnung. In der Bauindustrie arbeiten die Menschen dagegen pragmatisch: Der Vorarbeiter erklärt vor Ort, was zu tun ist, und Improvisation ist Teil des Arbeitsalltags. Im Gegensatz zur petrochemischen Industrie, wo Sicherheit aufgrund der hohen Risiken immer ganz oben auf der Tagesordnung steht, ist sie hier kaum Gegenstand der Diskussion.
Aus diesem Grund setzten wir genau da an und beschäftigten uns zunächst damit, wie Gespräche und Meetings vor Ort abliefen. Typischerweise dreht es sich darin nur um die zu erledigenden Aufgaben und den freundlichen Plausch. Aber die Profis sprachen nicht wirklich über ihre Arbeit, geschweige denn über die Sicherheit auf dem Bau. Außerdem war es üblich, dass der Vorarbeiter sprach und die Handwerker zuhörten. Wir drehten das um und halfen ihm dabei, eine neue Rolle einzunehmen, nämlich nur zuzuhören und Fragen zu stellen. Zur Arbeit selbst (Was wirst du heute tun?), denn darin liegt die Begeisterung der Handwerker und schließlich: Wie kann man das, was du dir für heute vornimmst, sicher ausführen? Wir entwickelten praktische Diskussionstools, mit denen Menschen diese Art von Gesprächen selbst führen können.
Darüber hinaus traten wir in Kontakt mit der Vorstandsebene der wichtigsten Akteure innerhalb des Systems (große Vertragsunternehmen, die Regierung, Arbeitgeberverbände u.a.), um die Geschichten und Erfahrungen, die wir auf der Mikroebene gehört hatten, auf die Makroebene zu heben und mit den Interessensgruppen dort zu erkunden, was ihre Rolle und ihr Beitrag sein könnte, um Sicherheit in dem Sektor zu stärken.
Wirkungen
Die neue Art der Gesprächsführung auf der Baustelle war zunächst unbequem. Aber sobald das Eis gebrochen war, kamen die Handwerker schnell auf Ideen. Ihre Kreativität kam zum Vorschein und sie entwickelten viele Initiativen, um ihre Arbeit sicherer und in vielen Fällen auch effizienter zu gestalten.
Darüber hinaus führten die Diskussionen auf Vorstandsebene dazu, dass die Regierung nun in Zusammenarbeit mit der unabhängigen Stiftung und den zuständigen Arbeitgeberverbänden einen koordinierten Ansatz für die Bausicherheit in der betreffenden Region ausprobiert hat.