Schon seit einiger Zeit wollte die Akademie eines Krankenhauses ihre eigene Lernkultur in den Fokus rücken. Das Gesundheitswesen verändert sich schnell und kontinuierlich, und um mit den neuesten Entwicklungen in diesem Beruf Schritt zu halten und sich als Organisation hervorzuheben, spielt Lernen eine entscheidende Rolle. Wir wollten neue Ideen darüber sammeln, wie die Lernkultur der Akademie gestärkt werden kann und untersuchten darum genauer, wie Lernen stattfindet, was gut funktioniert gut und was noch besser gehen könnte.
Als das Projekt fast abgeschlossen war, brach die Covid-19-Pandemie aus und die Studie kam zum Stillstand. Nach den ersten intensiven Krisenmonaten spürte die Akademie das Bedürfnis, dieser Phase und allem, was in ihr gelernt und erlebt worden war, einen Platz einzuräumen. Daraus entstand eine Idee: Wäre es nicht möglich, das Forschungsprojekt zu genau diesem Zweck zu nutzen?
Ansatz
Also machten wir uns auf die Suche nach weiteren, aussagekräftigen Beispielen: Wo war es Teams und Einzelpersonen gelungen, in diesen Krisenzeiten weiterhin gute Pflege zu leisten? Wo hatten Kollegen Wege gefunden, zusammenzuarbeiten, Wissen und Erfahrung - auch über Abteilungsgrenzen hinweg - zu teilen und schnelle Entscheidungen zu treffen? Kurz: Wo war es ihnen gelungen, Lernen und Arbeiten in dieser Krisenzeit erfolgreich zu verbinden?
Wir entschieden uns, Interviews in Gruppen durchzuführen, weil nach den vergangenen, Corona-geprägten Monaten bei allen ein großes Bedürfnis nach Verbundenheit bestand. Der Leiter der Akademie organisierte mehrere Interviews, in denen die Menschen ihre Erfahrungen austauschen und miteinander darüber nachdenken konnten, was genau funktioniert hat und kraftvoll war. Darüber hinaus riefen wir eine Reihe von Mitarbeitern an (Ärzte, Krankenschwestern, Forscher) und interviewten sie kurz.
Das Ergebnis waren schöne und bewegende Geschichten. Eine Lungenkrankenschwester, die gerade fünfzehn Minuten lang über den Korridor gegangen war, um ihren Kollegen auf der Covid-Station einen Crashkurs über ihr Fachgebiet zu geben. Eine Psychiaterin, die entdeckte, wie ihr Fachwissen im Behandlungsteam sich als unschätzbar wertvoll erwies. Oder eine Ärztin, die sich leidenschaftlich dafür eingesetzt hatte, die Krankenschwestern und -pfleger in Zukunft mehrfach zu qualifizieren, damit sie in Krisen wie dieser breit eingesetzt werden können.
Den Input, den wir aus diesen Gesprächen zogen, stellten wir mit den ursprünglichen Forschungsergebnissen in einer Zeitschrift zusammen. Dabei achteten wir sehr darauf, dass daraus kein "Bericht" wurde, sondern dass alle Geschichten ein Gesicht bekamen und "lebendig" blieben.
Wirkung
Die Forschung machte das eher abstrakte Thema 'Lernkultur' greifbar. Die konkreten Beispiele und Geschichten zeigten, wie stark die Lernkultur im Krankenhaus ist und wo noch Verbesserungsbedarf besteht.
Die reflektierenden Gruppengespräche waren wichtig, weil die Menschen ihre Erfahrungen aus der Arbeit in der Covid-19-Krise wirklich austauschen konnten - oft zum ersten Mal. Sie fühlten sich gehört und gesehen. Es erwies sich als sinnvoll und effektiv, die Geschichten über Lernen und Innovation in einem Magazin zu veröffentlichen, da sie auf diese Weise breit gestreut werden konnten und allen Beteiligten eine breitere Bühne bot.
Ziel des Magazins ist es, die Kolleginnen und Kollegen zu einer organisationsweiten Diskussion über die Lernkultur im Krankenhaus einzuladen. Welche Erfahrungen haben sie in dieser Hinsicht gemacht? Was hat sich in ihrer eigenen Praxis bewährt? Wovon möchten sie in Zukunft mehr? Covid-19 und die gemeinsamen Überlegungen dazu beschleunigten deutlich die Bewegung im Krankenhaus hin zu einer ausgezeichneten Lernkultur.